
Geschichte der Falknerei
Die Beizjagd ist eine der ältesten Jagdformen der Menschheit. Sie entstand vermutlich vor etwa 3.500 Jahren in Zentral- und Mittelasien, da sie in der deckungslosen Steppe die zweckmäßigste Jagdform war. Sie wurde in einem Gebiet, das von der heutigen Türkei bis nach China reicht, intensiv gepflegt. Vermutlich wurde die Beizjagd von Kreuzrittern nach Europa gebracht. Hier war die Jagd mit Vögeln ein Privileg des Adels, während die Jagd mit Hunden und Frettchen als Brauch des gemeinen Mannes galt. Die Falknerei ist eine besonders schwierige Form der Jagd und verlangt sehr viel Einfühlungsvermögen . Darüber hinaus ist sie mit einem sehr hohen Zeitaufwand verbunden. Die europäische Literatur zum Thema beginnt mit dem Falkenbuch (De arte venandi cum avibus), deutsch ( "Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen" des Kaisers Friedrich II (1194-1250). Für ihn war die Falknerei durch die dafür benötigte Kombination aus Willensstärke und Fürsorge eine ideale Vorübung für die Menschenführung. Der ideale Falkner war für ihn der ideale Herrscher. Seine Erkenntnisse hatte Friedrich II. in jahrzehntelanger Beobachtung von Tieren selbst gewonnen. In Europa hatte diese prestigeträchtige Jagdform ihre Hochphase im Absolutismus. Sie war kostspielig und erforderte eine große Anzahl an sehr gut geschultem Personal. Ein großes Falknerkorps war also ein Zeichen von Reichtum und Macht. Karl Friedrich von Brandenburg-Ansbach unterhielt mit 51 Mitarbeitern auf seinem Landsitz Triesdorf bei Ansbach eine der größten Falknereien in ganz Europa. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts ließ das Interesse an der Falknerei merklich nach. Bis auf wenige Ausnahmen wurde sie fast nur noch in England ausgeübt.

Falknerei Heute
Im Jahre 1923 versammelten sich in Leipzig etwa 100 Personen, unter ihnen Renz Waller, die den DFO (Deutscher Falkenorden) ins Leben riefen. In der Folge gewann die Falknerei in Europa und zwischenzeitlich nahezu weltweit neue Anhänger und Verbände. Neben der Beizjagd spielen die Falkner auch im Bereich des Artenschutzes eine wichtige Rolle. Falkner sind aufgrund des täglichen Umgangs und der Jagd mit dem eigenen Vogel auch Experten in der Pflege und Beurteilung verletzt aufgefundener Greifvögel. Sie können sehr gut einschätzen, ob ein solcher Greifvogel jemals wieder jagdtauglich sein wird und ob eine Chance auf Auswilderung besteht. Aufgrund ihrer Erfahrungen im Umgang mit Greifvögeln haben einige Falkner auch als erste angefangen, die Falken und andere Greifvögel zu züchten. So ist es auch den Falknern und ihren Auswilderungsprogrammen zu verdanken, dass der Wanderfalke wieder zahlreich in der Natur vorkommt. 2004 wurde beispielsweise der 1000ste Wanderfalke vom DFO ausgewildert. Hauptursache des dramatischen Rückgangs der Wanderfalken hatte das Pflanzenschutzmittel DDT ausgelöst, das daraufhin umgehend aus dem Verkehr gezogen wurde. Wer heute in Deutschland die Falknerei ausüben möchte, muss neben einer Jägerprüfung zusätzlich eine Falknerprüfung ablegen. Erst nach Erlangen beider Prüfungen wird der „Falknerjagdschein“ erteilt.
Zum Schluss noch ein Zitat des Biologen Horst Stern, der auch das Buch über Friedrich II. Titel: „Mann aus Apulien“ schrieb:
„Es wird immer Menschen geben, die der Faszination anhängen, wilde Geschöpfe an sich zu binden, um ihnen immer wieder die Freiheit zu geben.“

Castel del Monte
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